Vom Banker zu Interpols « Most Wanted »: Von der deutschen Justiz wird Paul Mora der besonders schweren Steuerhinterziehung verdächtigt. Es geht mindestens um 113 Millionen Euro. Der Neuseeländer pflegte auch enge Verbindungen nach Luxemburg, wo er sein Vermögen verwaltete.

Interpol hat am Dienstag eine « Red Notice » zu Paul Robert Mora veröffentlicht. Damit wird nun weltweit nach dem 53-jährigen Neuseeländer gefahndet. Das Landgericht Wiesbaden erhob Anklage gegen ihn wegen besonders schwerer Steuerhinterziehung. Der Prozess gegen ihn sollte bald beginnen. Doch der Angeklagte teilte dem Gericht mit, dass er in Neuseeland bleibe. Paul Mora sei damit kein « Flüchtiger », weil die deutschen Behörden über seinen Aufenthaltsort informiert seien, sagten seine Anwälte dem « Handelsblatt ».

Es geht um Cum-Ex-Geschäfte, die Paul Mora zwischen 2006 und 2008 durchgeführt haben soll. Damals arbeitete er für die Hypo-Vereinsbank in London. Aufgrund dieser Aktiendeals erstattete der deutsche Staat Kapitalertragsteuern in Höhe von 113 Millionen Euro, ohne dass ein Anspruch darauf bestand. « Den wahren Hintergrund der Geschäfte soll der Angeklagte bankintern mittels eines Täuschungssystems verschleiert haben », heißt es in der Fahndungsmeldung des deutschen BKA.

Familienholding in Luxemburg

Paul Mora war an mehreren Luxemburger Gesellschaften beteiligt, die zum Teil noch bis kürzlich aktiv waren. Nach seiner Zeit bei der Hypo-Vereinsbank machte er sich zusammen mit Martin S. selbstständig und führte weiter mutmaßliche Cum-Ex-Geschäfte durch. Das geht aus Urteilen deutscher Gerichte hervor. Geschäftspartner Martin S. wurde vom Bonner Landgericht zu einem Jahr und elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Das gemeinsame Unternehmen hieß erst Ballance, später Arunvill. Zu dieser Gruppe gehörten in Luxemburg Arulux First, Arulux Second und Arulux Third sowie Teston Holdings und Teston Finance. Die beiden letzteren spielten eine Rolle in Cum-Ex-Geschäften in den Niederlanden, zu denen die Behörden dort ermittelten. Paul Mora war als Investmentmanager auch bei den Cum-Ex-Deals des Luxemburger Fonds Sheridan beteiligt. Das hielt das Finanzgericht Köln fest. Dabei geht es um eine Gesamtsumme von mehreren Millionen Euro.

Seine Anteile an der Arunvill/Ballance-Gruppe hielt Paul Mora zeitweise über seine Luxemburger Holding: « M Family Holdings ». Die Gesellschaft wurde 2018 aufgelöst, zu diesem Zeitpunkt hielt sie laut Handelsregister ein Vermögen von über zwei Millionen Euro. Die Arunvill-Gruppe wurde samt Luxemburger Firmen Ende 2019 an einen russischen Unternehmer verkauft. Die Änderungen im « Registre des bénéficiaires effectifs » wurden allerdings erst im Juli 2020 durchgeführt. Die Firmen sind aktuell ohne offiziellen Sitz, da der Luxemburger Dienstleister den Vertrag gekündigt hat.

Im Fall einer Verurteilung drohen Paul Mora bis zu zehn Jahre Haft.


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