In Diekirch ist neben einem alten Pensionat eine Residenz für Senioren in Planung. Für das Vorhaben könnten auch Bäume entlang der Straße weichen. Einwohner sehen sie allerdings als schützenswert an – und wollen sie retten.
Seit Jahren stehen die altehrwürdigen Bäume in Diekirch in der Rue de l’Hopital. Einige davon sollen gar 100 Jahre alt sein. Eine Sequoia (ein sogenannter Mammutbaum), zwei Buchen und eine Zeder könnten jedoch bald der Geschichte angehören. Auf dem Grundstück, das sich hinter den Bäumen verbirgt, ist nämlich ein Bauprojekt geplant. Dort soll auf einer Parzelle des Grundstücks ein Wohnkomplex entstehen und auf einer zweiten Parzelle ein altes Pensionat renoviert werden. Für beide Projekte gibt es Baugenehmigungen, beide stehen in den Startlöchern.
Durch den Bau der Residenz stellt sich die Frage, was mit den Bäumen entlang der Straße – und des Grundstücks – passieren wird. Einige Anwohner befürchten, dass die Bäume die Bauphase nicht überstehen werden. Entlang der Straße wird den Bauplänen zufolge nicht nur der Eingangsbereich der Residenz sein, sondern auch die Einfahrt einer Tiefgarage.
In einem Schreiben, das REPORTER vorliegt, kommentiert die nationale Denkmalschutz-Behörde « Service des Sites et Monuments Nationaux » das Bauvorhaben und nährt die Befürchtungen der Anwohner: « En ce qui concerne les arbres à haute tige, il est malheureusement indispensable que l’un ou l’autre doive disparaitre. »
« Arbres remarquables » nicht offiziell geschützt
Im März 2018 entschied die Behörde zwar, dass das alte « Pensionnat Notre-Dame de Lourdes » unter Denkmalschutz gestellt wird, über die Bäume auf derselben Parzelle wurde allerdings nicht entschieden.
Nicht nur manche Bürger vor Ort, sondern auch unterschiedliche Verwaltungen und Ministerien sehen die Bäume als schützenswert an. Die Natur- und Forstverwaltung hat den Einwohnern bereits mehrmals bestätigt, dass die Bäume als « Arbres remarquables » anzusehen sind und unter Schutz gehören. Offiziell fallen die Bäume aber bis heute nicht unter Denkmal- bzw. Naturschutz.
Der Ball liegt beim Umweltministerium
Die Natur- und Forstverwaltung hat diesbezüglich bisher wenig unternommen. Sie entschied, die Denkmalschutzanfrage an den « Service des Sites et Monuments Nationaux » weiterzuleiten. Wie dieser schriftlich mitteilt, können tatsächlich auch Bäume unter das Denkmalschutzgesetz fallen. Allerdings habe man mit dem Kultur- und dem Umweltministerium festgehalten, dass mit diesem Gesetz lediglich Gärten und Parks geschützt würden. Einzelne Bäume oder Pflanzen sollten dagegen über das Umweltschutzgesetz klassiert werden.
Dafür ist wiederum das Umweltministerium zuständig. Tatsächlich hat das Ministerium bereits im Jahr 2018 in einem Brief an die Firma « Seniorenresidenz Diekirch SARL » darauf hingewiesen, dass entlang der geplanten Baustelle außergewöhnliche Bäume stehen – von einer « majestätischen Schönheit ». Das Ministerium stellt weiterhin klar, dass der Bauherr die Bäume nicht abholzen darf: « Je ne saurais autoriser leur abattage et vous enjoins à prendre toutes les mesures afin de garantir leur maintien et de les intégrer dans votre projet. »

Rund ein Jahr nach diesem Schreiben, sind die Bäume offiziell nicht als schützenswert eingestuft worden. Die Anwohner fragen sich deshalb, ob der private Bauherr der Seniorenresidenz sich an die Vorgaben des Umweltministeriums halten wird – oder ob das Ministerium sie vielleicht doch noch schützen wird.
In der Hoffnung, die Bäume retten zu können, unterschrieben vergangenes Wochenende rund 50 Familien der Umgebung einen Brief an die Umweltministerin Carole Dieschbourg (Déi Gréng). Konkret fordern sie ein Sicherheitsperimeter, sprich einen Zaun, der die Bäume vor der Abholzung oder Beschädigung schützen würde. Kürzlich war die Natur- und Forstverwaltung zwar vor Ort. Ein Sicherheitsperimeter wurde aber bisher nicht eingerichtet. Unterdessen wird die Zeit knapp: Unter den Bäumen stehen bereits erste Container für den Bau der « Seniorenresidenz Nordstad » bereit.
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