Illegale Deponien, regelwidrige Lagerung oder Entsorgung von gefährlichen Stoffen: Der Stahlkonzern ArcelorMittal steht immer wieder im Verdacht, es mit dem Umweltschutz nicht so genau zu nehmen. In Lothringen gibt es dafür mehrere Beispiele. Nun gelobt die Firma Besserung.
Schon seit Jahren steht der Stahlkonzern ArcelorMittal für seine Umweltpolitik in der Kritik. In Luxemburg gibt dafür vor allem die gesetzeswidrige Nutzung einer Giftmüllhalde in Differdingen Anlass (REPORTER berichtete). Doch auch im benachbarten Lothringen gerät der global operierende Stahlkonzern immer wieder in Konflikt mit dem Umweltrecht.
Bürger und Lokalpolitiker klagen etwa schon lange über illegale Verklappungen von Erdöl- und Erdgas-haltigen Substanzen in den grenznahen Bachlauf Fensch durch die Kokerei der Gruppe. Im Oktober 2018 setzte die Präfektur in Metz Arcelor in Verzug, endlich seine Einleitungen in die Fensch überhaupt einmal zu kontrollieren.
Nach intensiver Berichterstattung in französischen Medien gestand das Unternehmen schließlich ein, mehrfach illegal Schadstoffe in den Bach eingeleitet zu haben. Die Ereignisse stünden im Zusammenhang mit der Kontrolle der Rohranlagen, hieß es im März vorigen Jahres. Weiterführende Untersuchungen seien im Gange.
Weil außer Ankündigungen sonst nichts weiter passierte, verhängte die Präfektur ab Mai sogar ein tägliches Strafgeld von 500 Euro, ein äußerst seltener Vorgang. Ebenfalls medial weit verbreitete Vorwürfe, ArcelorMittal habe in einem Steinbruch in Hayange Säuren verklappt, konnten dagegen letztlich nicht bewiesen werden. In diesem Fall wurde die Firma freigesprochen.
Konzern übernimmt teilweise Verantwortung
„ArcelorMittal hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Schadstoff-Fußabdruck zu verringern“, schreibt das Unternehmen auf Nachfrage von REPORTER. Der Erhalt der Umwelt, das heißt der Luft, des Bodens und der Gewässer, sei ein „grundlegender Pfeiler unserer Nachhaltigkeitsstrategie“. Das bedeute auch, dass „(wir) Vorschriften in vollem Umfang einhalten, gegenüber Kritikern gesprächsbereit sind und auf sie zugehen, damit sie uns weiterhin vertrauen.“
In Florange seien „Dinge in der Fensch“ beobachtet worden, so die Stellungnahme von ArcelorMittal in Frankreich. „Wenngleich wir uns für einige dieser Vorfälle vollumfänglich verantwortlich zeigen, sind uns einige davon nicht zuzuordnen“, heißt es weiter. Die Firma erklärt, an „jeder Sitzung des Komitees zur Überwachung der Qualität der Fensch“ teilzunehmen und außerdem im Vorjahr eine großangelegte Studie gestartet zu haben. Diese habe das Ziel, Maßnahmen in die Wege zu leiten, die den schädlichen Einfluss der Firma in diesem Bereich reduzieren. ArcelorMittal Florange arbeite „fortlaufend“ daran, seinen Umwelteinfluss zu verringern, was sich das Unternehmen jedes Jahr zwischen fünf und zehn Millionen Euro kosten lasse.
Doch nun beschäftigen zwei weitere Fälle von mutmaßlich illegalen Einleitungen im Frühjahr und Herbst vorigen Jahres das Gericht von Thionville. Der ursprünglich für März vorgesehene Prozess ist auf den November verschoben worden. Nach eigenen Angaben hat ArcelorMittal inzwischen 60 Maßnahmen ergriffen, die dazu beitragen sollen, dass sich das Problem nicht wiederholt.
Das scheint nicht so gut zu klappen: Noch im Februar 2020 mahnte die Präfektur ArcelorMittal erneut ab, weil übermäßig viel krebserregendes Benzol und Kohlenwasserstoffe in die Fensch gelangt waren. Für das halbherzige Engagement könnte es eine einfache Erklärung geben: Im Februar kündigte der Konzern an, die Kokerei nur noch bis 2022 betreiben zu wollen.
Weitere Fälle und gelobte Verbesserung
Die auf Verpackungen spezialisierte Arcelor-Tochterfirma « Packaging et Tôles Fines » wurde im Sommer vorigen Jahres ebenfalls von der Präfektur in Verzug gesetzt. Von den Kontrolleuren angeforderte Unterlagen seien „unvollständig und in hohem Maße widersprüchlich“, so die Behörden. Auch eine für die Gefahrenanalyse notwendige Liste mit auf dem Gelände gelagerten Stoffen fehlte.
ArcelorMittal meint dazu: „Das erwähnte Schreiben wirft uns keinerlei Verfehlungen vor.“ Man kommuniziere transparent mit den Behörden. Alle Vorgaben seien eingehalten worden, „weil wir die geforderte Übersicht nachgereicht haben“. Beim Stahlwerk im nahen Gandrange monierte die Präfektur dann im Herbst, dass ArcelorMittal bereits vor vier Jahren eine Übersichtskarte des Geländes sowie einen Betriebsablaufsplan hätte liefern müssen. Laut Presseabteilung des Unternehmens ist auch diesen Forderungen mittlerweile entsprochen worden.
Doch es gibt noch weitere Fälle. Im Falle einer von ArcelorMittal in Thionville erworbenen ehemaligen Kokerei stellten die Behörden bei einer Kontrolle im Frühjahr fest, dass das Unternehmen dort verbotene Materialien lagere, die mit Teer und Erdöl verunreinigt waren. Die Art und Weise der Lagerung lasse es zu, dass die Schadstoffe durch Regen weggespült werden könnten, hieß es von offizieller Seite. Im Übrigen seien sowohl im Grundwasser als auch im nahen Bachlauf Verunreinigungen entdeckt worden. Auch in diesem Fall wurde die Firma abgemahnt.
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