Die Möglichkeit eines Kriegs zwischen den USA und dem Iran spukt seit Wochen durch die Medien. Doch wie sieht die Situation eigentlich aus iranischer Perspektive aus und warum ähnelt diese auch amerikanischen Stimmen? Eine Analyse.

Fast hat man sich schon an die schauderhafte Möglichkeit eines Kriegs zwischen den Vereinigten Staaten und dem Iran gewöhnt, so oft wurde bereits darüber spekuliert und davor gewarnt. Allen internationalen Bemühungen zur Deeskalation zum Trotz schien es die Trump-Administration jüngst darauf anzulegen, weiteres Öl ins Feuer zu gießen. Dem allgemeinen Säbelrasseln liegt ein erbitterter Konflikt der Worte zugrunde, dessen Ziel es ist, die Gegenseite als Aggressor darzustellen.

Dabei erinnerte die Wortwahl und Argumentation der US-Regierung gefährlich an den Beginn des Irak-Krieges vor rund sechzehn Jahren. Es ist ein mittlerweile bewährtes Verhaltensmuster der Großmacht, die schon mehrmals Kriege gegen Länder führte, die sie eigentlich nicht unmittelbar bedrohte.

Doch wie wird die Lage im Iran selbst wahrgenommen, einem Land das zwar kräftig im regionalen Machtpoker mitmischt, jedoch anders als die USA in den letzten Jahrzehnten nie einen Angriffskrieg führte?

Trotzige Reaktion in Irans Leitmedien

Fest steht, dass das iranische Volk unter den schweren Sanktionen der US-Politik seit Jahren am meisten leidet und dabei zu weite Teilen ökonomisch zermürbt wurde. Doch der von den USA letztlich bezweckte « regime change » ist umso unwahrscheinlicher, je mehr sich das iranische Volk einem möglichen Krieg mit den Vereinigten Staaten gegenübersieht.

Jegliche Auseinandersetzung mit den USA — ob militärisch oder anderweitig — spielt letztlich der iranischen Führung in die Hände. So war es auch beim Krieg des Iraks gegen den Iran, aus dessen heroischem Verteidigungsmythos die Islamische Republik noch heute einen großen Teil ihrer Legitimation in der zunehmend unzufriedenen Bevölkerung bezieht.

Verfolgt man die iranische Berichterstattung, so ergibt sich auf den ersten Blick ein Bild von trotziger Reaktion auf die amerikanischen Drohgebärden. « Die Iraner werden nur noch vereinter im Angesicht des amerikanischen Mobbings », titelte diese Woche die erzkonservative Zeitung « Kayhan », die dem obersten Revolutionsführer Ali Khamenei und den iranischen Revolutionsgarden nahesteht.

Die USA als « politisch paranoider Staat »

In der Ausgabe folgte eine Aufzählung der Fehler amerikanischer Politik im Umgang mit dem Iran, entnommen aus einer Rede des iranischen Parlamentssprechers Ali Larijani. Nicht fehlen durfte dabei natürlich die Anspielung auf den CIA-gesteuerten Coup gegen den demokratisch gewählten Premierminister Mohammad Mossadegh im Jahr 1953 — ein politisch zutiefst traumatisches Ereignis, mit dem Iraner bis heute ihr Misstrauen gegenüber den Vereinigten Staaten begründen.

In einem Essay vom 26. Juni beteiligt sich ein Kommentator des « Kayhan » mit einer sehr deutlichen Sprachwahl am allgemeinen Wortgefecht: « Die USA, die behaupten, eine Militär- und Wirtschaftsmacht zu sein, sind als intellektuell pleite gegangener und politisch paranoider Staat entlarvt worden, wobei sich ihre terroristischen Drohgebärden gegenüber der Islamischen Republik als ihre größte Schwäche herausgestellt haben. » Der Kommentar endet mit einer Heraufbeschwörung der Größe und Macht Irans unter Anrufungen Gottes.

Es gibt auch differenzierte Pressestimmen

Doch es gibt auch differenziertere Stimmen. In der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur « Mehr News » etwa analysierte die Journalistin Haniye Sadat Jafariyeh mit spitzer Feder den trump’schen Regierungsstil als jenen eines skrupellosen Geschäftsmanns. Dies, so Jafariyeh, habe sich besonders seit dem US-Ausstieg aus dem Atomdeal von 2015 gezeigt.

Laut Jafariyeh beurteilt Trump « Belange der internationalen Politik im Schatten seiner eigenen ökonomischen Berechnungen (…). Trump begann, dem Iran ein drakonisches Wirtschaftsembargo aufzuerlegen, um das Land zurück an den Verhandlungstisch für einen neuen Deal zu bringen, der seinem eigenen Geschmack entsprechen würde. Angesichts des Widerstands der Islamischen Republik versuchte er sein Glück mit weiteren Sanktionen.” Der letzte Schritt seien eine neue Runde von Sanktionen gegen die iranische Führung gewesen.

Und weiter: « Als Geschäftsmann zieht Trump Nutzen daraus, den Iran als große Bedrohung für die regionale Sicherheit darzustellen. Er verkauft Waffen an die arabischen Staaten der Region. Ohne Iran wäre es nicht so leicht wie es jetzt ist, mit den arabischen Führern Geld zu verdienen. (…) In seinem Handeln als Geschäftsmann scheint Trump sich nicht um die Auswirkungen seiner Taten im Mittleren Osten zu kümmern. »

Ein neues Niveau der Auseinandersetzung

Diese Einschätzung geht zudem oft mit dem Eindruck einher, dass der US-Präsident anders als seine Vorgänger intellektuell nicht auf der Höhe der globalen Herausforderungen sei.  Nachdem das Weiße Haus im Juni irrtümlicherweise den iranischen Republiksgründer Ayatollah Khomeini, der seit dreißig Jahren tot ist, mit Sanktionen belegt hatte, bezeichnete Irans Präsident Hassan Rouhani Trump als « geistig behindert ».

Dazu hieß es im renommierten US-amerikanischen « Foreign Policy Magazine »: « Trumps geistige Beschränkungen, wie sie auch immer seien, betreffen nur ihn. Aber er ist genauso blind auf eine Art, die charakteristisch für die US-Außenpolitik ist: Er ist sich der Richtigkeit seiner eigenen Position so sicher, dass es ihm nicht in den Sinn kommt, die Auswirkungen auf andere, die nicht seine Meinung teilen, zu bedenken.”