Ein anderer Wochenrückblick ist möglich: Immer samstags blickt die REPORTER-Redaktion mit einem Augenzwinkern auf jene Themen zurück, die uns und die Medien insgesamt beschäftigt haben. Diese Woche: Startschuss im Parlament und ein Cuteness overload.

Es war ein bisschen wie am ersten Schultag. Die Aufregung stand allen ins Gesicht geschrieben, sie grinsten breit (zumindest die meisten) und haben sich für den Tag der Tage ganz schön in Schale geschmissen. Nein, die Rede ist nicht von hibbeligen Sechsjährigen, die mit leuchtenden Jacken und Rucksäcken über den Schulhof rennen. Sondern von den 45 neu gewählten Abgeordneten. Sie alle trafen sich diese Woche zur ersten Parlamentssitzung – manche mussten extra ihren Urlaub unterbrechen. Die Grünen hatten eine Mini-Sonnenblume angesteckt, Pirat und Parlamentsneuling Marc Goergen kam im schnieken Dreiteiler und die Damen der Runde setzen von Rot über Lila bis Grün auf Knallfarben für die Sitzung und die dazugehörige Fotosession.

Ob es während den kommenden Sitzungen auch mal « knallen » wird, bleibt abzuwarten (wäre aber mal eine gelungene Abwechslung). Erst einmal wurden alle vereidigt und durften in den Reihen der « Chamber » Platz nehmen. Und spätestens da kam dann wieder das Gefühl des Schulstarts auf. Diane Adehm freute sich so sehr, dass sie wieder neben ihrem « Banknachbarn » Marc Lies sitzen darf, dass sie gleich ein Foto auf ihrer Facebook-Seite postete.

Aber zugegeben: Gast Gibéryen, der auf dem Stuhl des Parlamentspräsidenten thronte, hatte schon fast etwas Lehrerhaftes an sich. Fehlt nur noch die Tafel im Hintergrund. Aber schauen Sie selbst:

Alterspräsident Gast Gibéryen mit Sven Clement (Piraten) und Francois Benoy (Déi Gréng).

Grüne Missgeschicke

Ein weiteres denkwürdiges Ereignis der Woche ist indes nicht fotografisch dokumentiert. Per Textnachricht auf Twitter stellte François Bausch am Donnerstagmorgen klar, dass er sich durch ein Missgeschick beim Rasieren Schnittwunden im Gesicht zugezogen hätte. Es handle sich also nicht um die Folgen eines Fahrradunfalls.

Ein Glück, denn dieser Tage lauern besonders tückische Gefahren auf die städtischen Radfahrer. Im Bahnhofsviertel sollte die Helmpflicht dieser Tage auf keinen Fall missachtet werden, denn wie RTL berichtete, fallen hier die Bäume. Es ist bereits das zweite groß angelegte Abholz-Projekt unter grüner Regierungsbeteiligung: Nachdem vor gut vier Jahren 595 Beleuchtungsmasten entlang den heimischen Autobahntrassen kurzerhand umgelegt wurden, müssen nun die altehrwürdigen Platanen entlang der « Nei Avenue » der Tram weichen.

Der Kommentar von CSV-Mann Marc Lies auf Facebook zu Fotos der gefällten Bäume: « Gréng wierkt …! ». Allerdings hatte er offenbar vergessen, dass seine Partei seit einem Jahr « kleiner » Koalitionspartner der DP in der Hauptstadt ist und nicht mehr die Grünen.

Battle of the Cutest

Aber die CSV versucht offenbar, sich als die grüne Alternative darzustellen. Déi Gréng machten Wahlkampf mit einem kleinen Fuchs – denn die Partei setzte ja bekanntlich der Fuchsjagd ein Ende. Die Idee: Alle finden Füchse süß. Doch sie haben die Rechnung ohne Martine Hansen gemacht. Die CSV-Abgeordnete stellte eine parlamentarische Anfrage mit dem Titel « Kaalwer vu Fiiss ugegraff? ». Hansen hat von Fällen gehört, bei denen « frischgeborene Kälber bei lebendigem Leib vermutlich von Füchsen angefressen wurden ». Halloween lässt grüßen.

Der süße Fuchs der Grünen ist nämlich gar nicht so nett, sagt Hansen und fordert Aufklärung von « Frau Ministerin für Umwelt ». Das Kalkül der Nord-Poltikerin: Ihre Wähler finden Kälber viel süßer als Füchse, ja sie haben sie zum Fressen gern. Klarer Punktsieg also für Hansen gegen Dieschbourg.

Allerdings sind Déi Gréng schon einen Schritt weiter im Kampf der süßesten Kreaturen. Vergangenen Freitag nahm das Europaparlament eine Resolution gegen industrielle Geflügelzucht an. Die grüne EU-Abgeordnete Tilly Metz jubelte: « e gudden Dag fir d’Jippelcher an hier Kollegen! » Darunter ein Bild von äußert süßen Küken und dem Schriftzug: « Eng Victoire fir eis Hénger ». Da können selbst Hansens Kälber nicht mithalten.

Kecke Finnen im Anmarsch

Während Luxemburgs Politiker so langsam zur Ruhe kommen und sich von den ganzen Fehden, Parkplatzeinweihungen und Wahlpartys – oder elektoralen Trauerfeiern – erholen, beginnen in Brüssel so langsam die Vorbereitungen für die EU-Parlamentswahlen. Die sind im Mai, doch im Gegensatz zu Luxemburg hält man hier nicht so viel von Hauruck-Wahlkampagnen nach der Sommerpause. Und schließlich müssen die Parteienfamilien ihre Spitzenkandidaten erst einmal bestimmen. Das Zepter der Macht kommt nämlich nicht einfach so auf sie zugeflogen.

Unter den Kandidaten der Europäischen Volkspartei ist der Finne Alexander Stubb. Er versucht es mal mit Humor und postet auf Facebook ein Video mit seinen „Bloopers“ beim Filmdreh. Alles, im Namen der Transparenz. Mit der Befehlsform „Lacht, weint, retweetet“ ist das Video mit Stubbs Versprechern unterschrieben.

Ob die vielen „Bab..ba…bahs ah blablahs“ die Wähler zu Tränen rühren werden… Aber Finnen sind ja bekanntlich eher schüchtern und zurückhaltend.

Dachte man. Aber nicht nur Stubb versucht fleißig dem Klischee zu trotzen. Auch Kommissions-Vizepräsident Jyrki Katainen sah man letzte Woche von einer ganz anderen Seite.

Auf einer Ausstellung zum EU-Investitionsfonds gab sich auch der ehemalige Ministerpräsident Finnlands ganz bürgernah und beinahe schon extrovertiert. Mit kecker Kartonbrille schoss er Selfies und tauchte dank ultramoderner VR-Brille in alternative Realitäten. REPORTER war natürlich mit dabei.

Jyrki Katainen

Vielleicht haben Luxemburgs Politiker ja noch ein paar Tipps für die beiden Finnen – Routine müssten sie ja nun haben, und etwas Pepp nach den Wahlen kann ja auch nicht schaden. Wir empfehlen ein Wahlkampf mit süßen Tieren. Da kann (fast) nichts schiefgehen.